Feuer und Flamme

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Es mag Ender 60er Jahre gewesen sein, ich ein kleiner Junge. Vor dem Gebäuderiegel, in dem wir eine Wohnung im vierten Stock bewohnten, eine große Brachfläche, darauf meterhoch Wildpflanzen und ein Hügel zusammengeschobenen Mutterbodens, der uns Kindern als Abenteuerspielplatz diente, im Winter als Rodelberg, im übrigen Jahreslauf als Revier vor allem für die Fahrräder.
Vielleicht war es ein später Herbstnachmittag, jedenfalls begann es bereits zu dämmern, als ich hinter diesem Hügel den Schein eines Feuers sah und meiner Neugier folgend auf einem Trampelpfad dorthin radelte. Während ich mich also vorsichtig dem kleinen Spektakel näherte, sah ich neben den Flammen einen älteren, gepflegten Herrn stehen, mit Hut, Wollmantel, einer dunklen Hose und tadellos geputzten Schuhen. Er verbrannte dort seine Erinnerungen, hat er mir erzählt und wirkte dabei sehr still und ein bisschen traurig, und er warf Kleinbildnegativstreifen in die Flammen, einen nach dem anderen. Ich muss gespürt haben, dass er mir den Grund für sein Tun nicht erklären wollen würde, und so standen wir uns ein Weilchen schweigend gegenüber, zwischen uns das Feuer, und ich war sehr fasziniert, wie leicht entflammbar die Filmstreifen waren.
Was mag auf den Fotos zu sehen gewesen sein? Obwohl ich zu jung war, um Gedanken an ein nahendes Lebensende, eine gescheiterte Liebe oder politische Umwälzungen entwickeln zu können, waren die Intensität, die Emotionalität, die Intimität und die Endgültigkeit der Situation greifbar.

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