Gute Gründe

Guten Abend
Entschuldigen Sie
Ich wollt’ nicht weiter stören
Ich bin arbeitslos, behindert und ganz
furchtbar krank
Entschuldigen Sie
Ich hab’ kein Zuhause
Entschuldigen Sie
Meine Frau ist tot, ich hab’ kein Geld auf
der Bank
Entschuldigen Sie
Man hat mich ausgenutzt im Chemielabor
Entschuldigen Sie
Daß ich hier so ‘reinfalle
Entschuldigen Sie
Ich hab’ nur für eine Station Zeit, um
Ihnen zu klagen
Mein Leid und meine Traurigkeit
Sieht man mir die nicht an?
Ich hab’ Pickel im Gesicht
Ich bin häßlich
Ich erkenn’ mich selber nicht
Tut mir Leid, daß ich störe
Ich wollt’ nur mal ‘reinschauen
Haben Sie vielleicht ein wenig Kleingeld
für mich?
Entschuldigen Sie
Nein, ich faß’ Sie nicht an, ich berühr’ Sie nicht
Entschuldigen Sie
Ich bin krank
Es geht mir nicht gut
Mir fehlt zum Leben mittlerweile der Mut
Entschuldigen Sie
Daß ich einfach so vorbeikomme
Ich bin krank, hab’ kein Geld
Und nur Zeit für eine Station
Na gut, Sie schauen weg
Was macht das schon?
Entschuldigen Sie
Es geht mir nicht gut seit der Operation
Im Chemielabor hat man mich aufgeschlitzt
Verflixt, guckt doch her, schaut mich an
Na gut, dann eben nicht
Na gut, schauen Sie mir nicht ins Gesicht
Schauen Sie, was ich hier habe, ist ein
Maschinengewehr
Bitte sehr, das wolltet Ihr doch
Danach habt Ihr gefragt
Na und, na bitte sehr
Was haben Sie gesagt?
Ich bin häßlich im Gesicht
Na und, was macht das schon?
Mir macht das nichts
Bitte sehr, junge Frau
Eine Kugel im Kopf
Na und?!
Im Labor haben sie mich operiert
Da haben sie Dinge an mir ausprobiert
Na und, bitte sehr
Dann schauen Sie doch jetzt mal her
Dieses ist mein Maschinengewehr
Ich töte Euch alle,
den ganzen Waggon

Zero Tolerance Band – U-Bahn

 

‘Gute Gründe’ und Skizzen zum Bild (einfach mal anklicken):

Für die Ohren: Hole – Reasons To Be Beautiful.
Noch mehr für die Augen: ‘Und es geschah also‘.

Habt Freude, bleibt mir gewogen!



2 Kommentare

  1. Maria wrote:

    wieder ein sehr beeindruckendes Werk von dir. Vorallem macht mich es nachdenklich, trifft mich irgendwie auch tief mit dem Text zusammen…
    das ist das Leben in der Großstadt für mich, bin ich froh nicht mehr dort zu leben, nicht weil ich weg schaue, sondern weil ich es nicht mehr ertragen kann.
    Musik ist perfekt!

    • J. Adorf wrote:

      Oh, hoher Besuch auf meiner bescheidenen Seite: Dankeschön, ich freue mich sehr! :-) Zur Sache: Ich glaube, dieselben ‘Beschädigungen’ gibt es auch in der nicht-urbanen Idylle. Sie geraten dort nur nicht ans Licht der Öffentlichkeit …