Ein besserer Fotograf werden

Das ist das erklärte Ziel aller Bemühungen vieler, die sich mit Kameras in den Händen durch die Welt bewegen. Abgesehen davon, dass sich die Methode, sich einen Fotoapparat zuzulegen, um ein besserer Fotograf zu werden, nach einer verzweifelten Suche nach einem Zeitvertreib anhört, sagt dieses Ziel m.E. mehr über den Fotografen, als er vielleicht selbst glaubt. Denn ganz offenbar spielt in seinem kleinen Fotografenkosmos er selbst die Hauptrolle, ist er selbst Dreh- und Angelpunkt, genügt sich aber nicht oder noch nicht. Er möchte ein besserer Fotograf werden, obwohl er bereits ein guter Fotograf ist, oder weil er noch kein guter Fotograf ist? Und dann? Was passiert, wenn er ein besserer Fotograf geworden ist, schon morgen oder erst in hundert Jahren? Dann ist er vielleicht ein besserer, aber immer noch kein guter, oder es ist aus einem bereits guten Fotografen ein besserer geworden.
Man kann zu dieser Überschrift eine ganze Menge im Netz finden, und ziemlich oft sind es drei, fünf, sieben, zehn oder sogar hundert Tipps, oft übrigens die besten oder sogar solche von ‘Profis’, ein solcher, nämlich besserer Fotograf zu werden. Wie kommt es, dass man alle befolgen und dabei weder ein besserer und schon gar nicht ein guter Fotograf werden kann?

Ich glaube, dass ‘ein besserer Fotograf werden’ kein Ziel ist, und man es demzufolge auch nicht erreichen kann. Das ist Wischiwaschi und in der Konsequenz frustrierend. Ein Ziel muss strukturellen Anforderungen genügen und bestimmte Eigenschaften aufweisen, z.B. muss es klar definiert, messbar, terminiert und mit vorhandenen Mitteln erreichbar sein.
Ein besserer Fotograf werden zu wollen, ist bestenfalls ein begrüssenswertes Bekenntnis zu eigenem Ehrgeiz.

Noch viel mehr als eine solch verschwommene Wunschvorstellung irritiert mich das vollständige Fehlen einer Erwähnung des Objekts jeder fotografischen Bemühung, der Fotografien, während sich das Subjekt, der Fotograf, der vollumfänglichen Aufmerksamkeit erfreut. Wie aber kann man überhaupt Fotograf sein, wenn man sich ausschliesslich für sich selbst interessiert und nicht für die Fotos? Das mag ein feiner Unterschied sein, aber ein entscheidender: Ein Fotograf wird vor allem nach seinen Ergebnissen beurteilt, die Fotos sind das alles Entscheidende!

Es muss nun am Schluss dieses Artikels sein, hier also das Unvermeidliche:

Fünf erfolgreiche Fototipps:
1. Formuliert ein klares Ziel. Es könnte z.B. für einen Dokumentarfotografen lauten: Bis zum 30.06. kommenden Jahres werde ich komplexe Sachverhalte im Bereich Straßenverkehr im Zentrum meines Orts korrekt und ohne erkennbaren Einfluss meiner eigenen Meinung in 3 SW-Kleinserien mit bis zu 5 Fotos abbilden.
2. Betrachtet fremde und besonders eigene Fotos nicht nur, sondern studiert und beurteilt sie. Beginnt mit einer präzisen Bildbeschreibung, formuliert Besonderheiten und hervorstechende Bildeigenschaften, analysiert die Wirkungsweise der Bildmittel und beschreibt eure eigenen Empfindungen, die das Foto hervorruft.
3. Skizziert grafisch oder schriftlich Korrekturen auf euren Bildern.
4. Befasst euch nicht mit Technik, sondern mit Bildinhalten.
5. Wenn ihr nichts mitzuteilen habt, tut es auch nicht. Über Themen, für die ihr euch nicht begeistern könnt und zu denen ihr nichts hinzuzufügen habt, werdet ihr keine bedeutenden Fotos anfertigen können. Diese Themen sind meist vor allem dadurch zu identifizieren, dass ihr über diese Dinge auch nicht sprecht.

Das war also der erste bildfreie Beitrag unter dieser Adresse. Ich hoffe, er ist für einige von euch – nicht nur die Fotografen – hilfreich. Falls das so ist und ihr ihn gern gelesen habt, freue ich mich wie immer über eine Erwähnung an anderer Stelle: Teilt ihn mit euren Freunden, Fans, Followern auf Facebook, Google+, Twitter oder anderen Social-Media-Plattformen, auf denen ihr vertreten seid. Gleich hier unten erleichtern drei einfache Buttons dieses kleine Dankeschön!
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