Im Schlaf

Ihr habt es sicher schon länger vermutet, und heute nun endlich bestätige ich: Ich bin eine bildungsferne Einzelperson. Mit Erwerb des Schulabschlusses begab ich mich auf eine intensive, ebenso kurze wie erfolglose Suche nach einem Beruf, für den nicht nur ich geeignet war, sondern der umgekehrt auch für mich ergreifenswert erschien.
Die beidseitige Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens wurde mir schnell deutlich in Gestalt textbausteingeschichteter Absagenpost (»Alle erdenklich Gute auf dem weiteren Lebensweg, MfG«) und zahlloser deutscher Meister, die – zwar ausgestattet mit stolz geschwellten Brüsten und einem durch nichts zu rechtfertigenden Selbstbewusstsein, aber eben auch geplagt von chronisch schlechter Laune und einem deutlichen Mangel an sozialem Verantwortungsbewusstsein – mir meist barsch und in aller Kürze den Weg zum Ausgang wiesen mit den noch heute üblichen Hinweisen auf Damals, Krieg und Nichtsnutzigkeit.
Bildungsferne und prekäre Einkommensverhältnisse fanden schnell Gefallen aneinander, so dass ich mich gezwungen sah, mich für ein grosses, anwendungsorientiertes Forschungsunternehmen als Proband zur Verfügung zu stellen. Ich simulierte zunächst eine heftige Pollenallergie und später auch ansteckende Erkrankungen und wurde fürstlich entlohnt für die jahrelange Einnahme wirkstofffreier Tabletten, die anschliessend auch für den weltweiten Medikamentenhandel zugelassen wurden.
Weitere Testreihen zur Gute-Laune-, Potenz- und Strahlungsresistenzforschung folgten, und noch heute bekomme ich mein Geld als mittlerweile verdiente Testperson vom selben Institut, allerdings inzwischen im Schlaf. Ja, ihr habt richtig gelesen: Es werden tatsächlich inzwischen Forschungsmittel im Bereich ‘Schlafhygiene’ zur Verfügung gestellt. Ihr solltet trotzdem nicht neidisch werden: Wie die folgenden Fotos belegen, entsprechen die bereitgestellten Schlafumgebungen vielleicht dem Durchschnittsschlafgemach, veranschaulichen aber möglicherweise gerade deshalb die Entwicklung der Schlafstörung zur Volkskrankheit mit erschreckender Deutlichkeit. Von leicht verdientem Geld kann also wirklich keine Rede sein, von im Schlaf verdientem hingegen schon!

Schlafhygiene

An anderer Stelle setze ich mich mit einem etwas erfreulicheren Thema auseinander: ‘Vater’.



One Comment

  1. peggy wrote:

    herrlicher text..du bist sehr wortbegabt vielleicht hättest du daraus einen broterwerb machen sollen?
    und wo sind die anderen fotos vom WE?
    liebste grüße peggy