Allerlei April

Auferstehung
Am Ostermontag habe ich mir in einem meiner Lieblingscafés ein Nachmittagsgedeck gegönnt – das tue ich als Latte-Macchiatiker öfter einmal -, und weil Ostern ein beliebtes Ausflugsfest ist und das Örtchen, in dem ich mich aufgehalten habe, ein beliebter Kurort, war ich trotz meines eigenen nicht mehr ganz jugendlichen Alters sicher der jüngste Gast in diesem Etablissement. Im Gegensatz zu den Ostergottesdiensten war das Lokal gut gefüllt, Kaffee und Kuchen schmeckten lecker, und im Hintergrund schallte aus den Lautsprechern ‘Highwag To Hell’ von AC/DC. Ich wusste, der Laden verdient Erwähnung!

Zahlenspielerei I
Ansonsten habe ich über die Feiertage einfache Grundrechenarten im Zahlenraum bis 6.000.000 (Judenverfolgung, Holocaust) zur Anwendung gebracht, weil mich die bigotte Berichterstattung über den kürzlichen Flugzeugabsturz noch beschäftigt bzw. die heilige Wut, die mich mal wieder befallen hat. Wollt ihr schätzen oder raten, wie lange täglich ein solcher Flugzeugabsturz mit jeweils 150 Todesopfern stattfinden müsste, bis die Zahl der jüdischen Opfer während der NS-Herrschaft erreicht wäre? Na gut, dann lasse ich mir ein paar Absätze Zeit und erzähle noch etwas anderes.

Fremde Leute anschreiben
Kürzlich hat sich jemand ganz offiziell von der Fotografie verabschiedet, deren Bilder ich immer mal wieder mit Begeisterung betrachtet habe, weil sie offenbar nicht bloss dem Zeitvertreib dienten, sondern Substanz hatten. Um mir selbst und möglichst auch euch die Hintergründe dieser Abkehr etwas transparenter zu machen, habe ich ganz höflich um ein Interview für 2D-Welt.de gebeten. Leider habe ich bislang keine Antwort erhalten, also weder eine Zu- noch eine Absage, so dass ich bis jetzt kein spannendes Interview zu bieten habe. Schade, oder?
Der Vorgang an sich ist zumindest für mich schon sehr interessant, weil auch ich schon etwas länger erstens die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei zu verwischen versuche und zweitens gerade mein Leben enttechnisieren möchte. Meine Gedanken bewegen sich also in Richtung Malerei, und zwar ganz klassisch: Öl auf Leinwand, grosse Formate. Dass heisst natürlich nicht, dass auch ich meine Kameras an den sprichwörtlichen Nagel hängen werde, aber es beschreibt trotzdem eine Tendenz.

Zahlenspielerei II
Bis 6.000.000 Menschen verhungert sind, dauert gegenwärtig, wo alle 17 Sekunden ein Mensch verhungert, knapp 3 1/4 Jahre. Dass Menschen bevorzugt auf der Südhalbkugel verhungern, muss hoffentlich nicht erwähnt werden. Massgeblich verursacht durch unser andressiertes Bedürfnis, saisonal und regional unabhängig jederzeit alle Nahrungsmittel kaufen und dabei höchste Qualitätsansprüche durchsetzen zu können, landen weltweit, natürlich insbesondere auf der Nordhalbkugel, 40 t Nahrungsmittel pro Sekunde im Müll. Das entspricht im selben Zeitraum, in dem ein Mensch verhungert, also 680 t. 1/3 davon verderben übrigens auf dem Transportweg, aber das ist schon fast nebensächlich. Ich wünsche trotzdem allzeit guten Appetit!

Der blöde Witz
Könnt ihr euch an den Kinoclip zum Thema Welthunger erinnern, in dem das Metronom ein Fingerschnippen war und eine sonore Stimme etwas sagte wie: “Bei jedem Fingerschnippen verhungert ein Mensch!”? “Dann hört doch endlich mal auf mit dem scheiss Geschnippe!”, erboste sich jemand.

Zahlenspielerei III
Habt ihr euch zu der Frage aus dem zweiten Absatz eine Vorstellung gemacht? Hier also die Auflösung: Es müsste knapp 110 Jahre lang sich jeden Tag ein solcher Flugzeugabsturz mit 150 Opfern ereignen, bis die Zahl der jüdischen Holocaustopfer erreicht wäre.

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Stadtentwicklung
Mit dem Thema Stadtentwicklung beschäftige ich mich schon ziemlich lange, und oft werde ich gefragt, warum. Der wöchentliche Zuzug in Städte bzw. urbane Stadträume beträgt aktuell 1 Mio./Woche. In 50 Jahren – ich werde das also selbst bei guter oder bester Pflege voraussichtlich nicht mehr erleben – werden 70 % der Menschheit in Städten leben. Das Thema ist also durchaus relevant.
Hier erwähne ich es vor allem deshalb, um die Illustrationen, die ‘Architekturen’ zu rechtfertigen, mit denen ich dieses Allerlei aufhübsche.

Fototipp
Ebenfalls sehr häufig befragt werde ich zum Thema ‘Freistellen in Photoshop’. Meist geht es um komplexe, nicht geometrische Bildinhalte, oft fotografiert vor unruhigen Hintergründen. Dazu gibt es reichlich mehr oder weniger schlaue Tutorials, mit deren Hilfe man sich die nötigen Fähigkeiten aneignen kann. Mein Tipp aber lautet, sich immer zu fragen, ob man den Aufwand nicht deutlich verringern kann, indem man entweder schlau fotografiert – man kann eine Aufnahme, z.B. für ein Composing, auch gezielt anfertigen -, also z.B. nicht vor unruhigen Hintergründen, oder indem man bzgl. seiner Bildidee flexibel bleibt und die Pläne mangels geeignetem Ausgangsmaterial modifiziert. Ich jedenfalls stelle solche Motive wie Haare, Büsche und Bäume usw. nicht frei, jedenfalls nicht in stundenlanger und mühseliger Kleinarbeit – das macht doch keinen Spass.
Macht es schnell und gut oder fotografiert schon im Hinblick auf eure Bildvorstellung klug und vorausschauend.



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