Vorbilder II

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Wie schon in Vorbilder I habe ich ein paar alte Papierabzüge gesichtet, und die Spötter unter euch mögen denken: Opa erzählt vom Krieg. Dazu zweierlei: 1. Es toben permanent Kriege auf der Welt, und die intelligenteren Mächte führen sie so, dass wir sie, die Kriege, fast gar nicht registrieren, nämlich ohne die segensreichen Erzeugnisse der Waffenindustrie, sondern z.B. unter Zuhilfenahme von PE-Flaschen, in die sie Trinkwasser füllen und abtransportieren, oder Geld, mit dem sie die Bemühungen anderer kreditieren, deren Land oder Infrastruktur sie im Fall späterer Zahlungsunfähigkeit einkassieren. 2. Die gezeigten Bilder stammen tatsächlich aus der Zeit desjenigen Krieges, der komischerweise den Begriff ‘Krieg’ in den deutschen Köpfen so sehr besetzt, dass wir seit 1945 in der denkwürdigen Wahnvorstellung des Friedens leben.

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Es deutet viel daraufhin, dass es sich bei den abgebildeten Damen um Liebschaften eines SS-Rottenführers handelt, der offenbar die Gunst der Stunde, nämlich einer durch Krieg aus der Balance geratenen Bevölkerungsstruktur (Frauenüberschuss), mit einem vermutlich vorhandenen Draufgängertum und offenbar nicht zu unterschätzendem Charme verbunden hat. Leichtes Spiel also für einen schutzstaffelerprobten Womanizer.

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Im Unterschied zu den Landschaftsaufnahmen in Vorbilder I finden wir hier auf den Rückseiten aber kurze Gruss- und Liebesbotschaften, die schon aufgrund der Handschriften, aber auch der Formulierungen den umseitig abgebildeten Damen eine weitere Dimension hinzufügen. Es scheint fast so, als hauchten diese Texte den Frauen Leben ein, findet ihr nicht?

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Könnt ihr euch vorstellen, wie in siebzig Jahren unsere gegenwärtig hergestellten Aufnahmen rezipiert werden, die überwiegend in ausschliesslich elektronischer Form in Dateiformaten, über deren Fortbestand wir nur mutmassen können, auf Festplatten und in der ‘Cloud’ (das sind auch Festplatten) aufbewahrt werden? Falls wider Erwarten doch jemand sich die Mühe machen wird, den elektronischen Nachlass seiner Vorfahren zu sichten, haben diese Fotos aber leider überhaupt keine Rückseite, und schon gar nicht sind auf ihnen handschriftliche Vermerke zu finden. Schade eigentlich!

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